1000 und eine Kurve - durch das Hochland von Flores

Die Straße ins Hochland windet sich steil und in engen Kurven hinauf, die der Fahrer mit Höchstgeschwindigkeit nimmt – Ehrensache! Was nach wenigen Minuten die gedämpften Rufe nach plastik (Plastiktüten) laut werden lässt, in welche die Indonesierinnen ab dann in regelmäßigen Abständen dezent hinein kotzen; mit einer beiläufigen Handbewegung werden diese dann aus dem Fenster entsorgt – wehe dem Mopedfahrer, der gerade am überholen ist... Was die Zweiradfahrer geradezu zwanghaft tun und sich dabei auch nicht von unübersichtlichen Kurven oder drohendem Gegenverkehr abschrecken lassen.

11 Stunden später erreichten wir das 260km weiter östlich gelegene Bajawa und waren mehr als froh, endlich aussteigen zu können. Dort mieteten wir ein Moped und fuhren los, die traditionellen Dörfer der Ngada zu besuchen, über holprige, extrem steile Straßen, die nur aus Schlaglöchern zu bestehen schienen. Und zu meiner großen Begeisterung durch grüne, lichte Tunnel aus dickem Bambus, deren Wipfel sich hoch über uns zu einem luftigen Blätterdach zusammen fügten.

Die meisten Menschen in Nusa Tenggara Timur/NTT (so werden die Inseln der Kette ab Flores bis Timor genannt) sind überzeugte Christen und sehr fleißige Kirchgänger. Es ist für sie allerdings kein Widerspruch, gleichwertig dazu ihre Regeln des adat zu befolgen und ihre weit zurück reichenden Zeremonien und Gesetze weiter zu pflegen.

In Wogo wurden wir sogleich Zeugen einer rituellen Handlung für die Seele eines gerade verstorbenen Familienangehörigen, die insgesamt drei Tage dauern würde. Wir hatten bereits am Dorfeingang davon gehört und näherten uns vorsichtig und respektvoll den Trauernden. Doch sobald klar wurde, dass ich Bahasa Indonesia spreche, wurden Sessel gebracht und wir in eine lebhafte Unterhaltung verwickelt, die der Familie eine willkommene Abwechslung zu bieten schien. Den Fotoapparat heraus geholt und schon ging es zu wie bei einem großen Shooting – die Indonesier lieben es schlichtweg, fotografiert zu werden.

Nach einigen Tagen ging es weiter nach Moni – diesmal nur 7 Stunden Busfahrt – Ausgangspunkt für Kelimutu, den Vulkan der für seine drei verschieden farbigen Kraterseen bekannt ist, in welche der Legende nach die Seelen von Verstorbenen zur ewigen Ruhe ziehen. Den Sonnenaufgang am Gipfel erlebten wir bei traumhaftem Wetter und sahen fasziniert zu, wie die Strahlen den Seen zu voller Pracht verhelfen: blau-türkis, grün und schwarz sind die derzeitigen Farben, die sich durch den unterschiedlichen Mineralienanteil im Wasser immer wieder leicht ändern.

Östlich von Maumere gönnten wir uns ein paar Tage Luxus und stiegen im 'Ankermi' ab, das von einem Javaner und seiner schweizerischen Ehefrau geführt wird. Die Bungalows sind neu und sauber, haben eine schöne Terrasse und ein Open-Air-Badezimmer, in dem sich die Blumen ranken; am Nachmittag wurde Tee oder Kaffee serviert, ob auf die Terrasse oder an den Strand – so etwas haben wir sonst nie! Und das abendliche Buffet mit original indonesischem familiy food war köstlich und das Meer so schön zum schwimmen und und und...
War natürlich nochmal ein bisschen teurer, aber da wir mittlerweile unseren Schock über die überzogenen Zimmerpreise in NTT überwunden hatten war das dann auch schon egal und wir genossen es sehr.

Ende Mai hieß es dann Abschied von Flores nehmen, von der grünen, ungezähmten Insel, auf der Kakao und Vanille wachsen, doch keine Kautschuk oder Palmöl-Plantagen zu finden sind: davor ist sie durch ihre steilen Berge geschützt. Abschied von den freundlichen und sanften Menschen, die uns das Gefühl gegeben hatten, so sehr willkommen zu sein. Aber halt, einige Inseln in NTT lagen ja noch vor uns... sollte es vielleicht noch viel besser kommen?

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