Die Fahrzeugsuche hatte oberste Priorität – nicht nur weil wir schnellstmöglich einen fahrbaren Untersatz wollten, sondern weil die Übernachtungskosten im Hostel unser Budget empfindlich anknabberten. Über das Internet hatten wir uns bereits ein paar Autos rausgesucht und als erstes lief mal das Telefon heiß. Ja, diesmal sollte unser Transportmittel vier Räder haben, denn Australien mit seinen riesigen Distanzen und ziemlich geraden Straßen wirkt für uns als Motorradreiseziel nicht sehr attraktiv. Hingegen die Möglichkeit, die eigene Schlafstätte mit uns zu führen, sehr! Erst hatten wir an einen Bus gedacht, aber nichts überzeugte so richtig. Als wir dann jedoch einen Mitsubishi Pajero angeboten bekamen, in dem eine große Matratze Platz hatte, wussten wir beide: das ist es! Die Ausstattung eines Campers mit Kühlschrank und Spüle hatte er nicht, doch die Möglichkeit Off-Road gehen zu können, reizte uns beide sehr. Nur der Preis, der lag eigentlich weit über dem, was wir uns vorgestellt hatten... Nach ein bisschen überlegen und verhandeln waren wir uns mit den beiden deutschen Mädels handelseinig - und „Gloria“ unser!
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Salzsee |
in einem neuen land angekommen auto gesucht gefunden gekauft über den tüv gefahren auf meinen namen angemeldet was noch notwendig war eingekauft – und das alles in einer Woche, uff! War ziemlich stressig, doch da wir die Sprache gut beherrschen und das Land nach westlichen Maßstäben organisiert und modern ist, wurde das alles möglich. Am anderen Ende der Welt zu sein und sich auf gewisse Weise wie daheim zu fühlen, das war der erste Eindruck. Im Vergleich zu Asien fühlte ich mich da fast unterfordert – doch bald sollte ich erfahren, dass Australien ganz andere Herausforderungen für die Reisenden bereit hält, als ich es bislang gewohnt war.
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On the Road again! |
Raus aus der Stadt und rein in die Natur, in die Weite dieses großen Kontinents. Auf dem Weg die Westküste hinauf ließen wir keinen Nationalpark aus und waren stets begeistert: steile Klippen mit schäumendem Meer darunter (um Kalbarri); 50km über tiefen Sand und brüchige Lehmpfannen zum Ende der Landzunge, wo rote Dünen auf weißen Sandstrand und königsblaues Meer treffen, in dem Seekühe schwimmen (Peron NP); tiefe Schluchten in der glühenden Wüste, in denen kühle Wasserläufe grüne Oasen bilden und zum Schwimmen einladen (Karijini NP).
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Peron Nationalpark |
Diese Schönheit der Natur gab es als Ausgleich für den absoluten Preisschock, in dem wir uns im ersten Monat unserer Reise befanden: natürlich war uns klar gewesen, das Australien teurer ist als Asien – aber teilweise teurer als zu Hause? Nein! Insbesondere Milchprodukte und frisches Gemüse lässt den Geldbeutel schnell leer werden.
Bei uns gab es deswegen Trockenmilch in den Kaffee und am Anfang waren Zwiebeln und Karotten das einzige was wir uns an Rohkost vergönnten, weil günstig. Uns wurden die hohen Preise immer mit den hohen Gehältern hier erklärt, dazu kommt noch ein starker australischer Dollar...
Bei uns gab es deswegen Trockenmilch in den Kaffee und am Anfang waren Zwiebeln und Karotten das einzige was wir uns an Rohkost vergönnten, weil günstig. Uns wurden die hohen Preise immer mit den hohen Gehältern hier erklärt, dazu kommt noch ein starker australischer Dollar...
Nichtsdestotrotz, abgesehen von regelmäßigen Panikanflügen, dass wir nach den paar Monaten Down Under pleite sein werden und frühzeitig nach Hause müssen, bereuten wir unsere Entscheidung, den Kontinent zu wechseln, keine Minute. Das erste Känguru wurde freudig begrüßt – aber auch jedes weitere, das noch folgen sollte – ebenso der Seeadler und die Walmutter, die mit ihrem Jungen vor uns am Strand entlang schwamm.
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Seeadler |
Sämtliches Federvieh, ob Emus, Papageien, Kakadus, Wellensittiche, Kokkaburas – alles gern gesehen! Die Fliegen hingegen, die so liebend gerne in Mund- und Augenwinkel oder Nasenlöcher krabbeln – einige haben sich auf Ohren spezialisiert – werden nie unsere Freunde werden, aber die Toleranzschwelle ist erheblich gestiegen.
Die gesamte Westküste erlebten wir in stürmischem Wind und waren dann ganz froh, nach Osten ins Inland ab zu biegen und nicht mehr ständig unseren davon fliegenden Sachen nachlaufen zu müssen. Obwohl sich am Abend ins Auto retten, in den Schlafsack kuscheln und durch unser Sonnendach den Sternenhimmel beobachten auch seinen Reiz hatte!
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Stairway to the Moon |
Einen Monat, nachdem wir Perth verlassen hatten, erreichten wir Broome, die als Perlenfischerstadt zu Berühmtheit und Reichtum gekommen war und auch wunderschöne weiße Strände als Touristenmagneten bereit hält. Wir kamen jedoch in erster Linie, um einem Spektakel der anderen Art beizuwohnen: sechsmal im Jahr fällt das Licht des aufgehenden Vollmondes so auf das Meer, dass es den Eindruck einer Treppe zum Mond erweckt. Wunderschön – und noch dazu gratis!
Bald würde die berühmt-berüchtigte, 670km lange Gibb-River-Road, welche quer durch die Kimberley Region geht, in die Regenzeit-Pause gehen, da die steigenden Flüsse die Straße teilweise für Tage unpassierbar machen und sich die ungeteerte Straße in ein Schlammfeld verwandelt. In Visitor Centre von Derby, dem westlichsten Ausgangspunkt, erkundigten wir uns vorsorglich noch nach den Straßenbedingungen und ob wir uns wegen des Wetters beeilen müssten. Die Straße sei in bestem Zustand, alles „no worries“. Ja fein dachten wir uns und machten uns gleich auf, Benzinreservekanister zu kaufen und zu füllen, sowie letzte Einkäufe zu tätigen – und los konnte es gehen!
In die gewaltigen Boabs (eine Form des Affenbrotbaums) mit ihren dickbäuchigen Stämmen und ausladenden Ästen und Wahrzeichen der Kimberleys verliebten wir uns beide und jede weitere Sichtung rief Begeisterungsstürme bei uns hervor.
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Oh du wunderschöner Boab du! |
Auf dem Abstecher zur Windjana Schlucht wurden wir auf der Wellblechpiste doch schon ganz schön durchgeschüttelt, zum Glück waren es nur um die 25km und der kleine Nationalpark mit seinen Süßwasserkrokodilen war diese kleine Strapaze auch wert. Bei einem Abstecher in eine andere Schlucht machte es nach zwei Flussdurchquerungen „pfffffff“ und wir hatten den ersten Patsch'n. Bernie wechselte in der Hitze des frühen Morgens den Reifen und dann ging es zurück auf die Gibb River Road wo – tataa – bereits nach ca. 30 km das erste der beiden Roadhouses kam wo sich auch ein Reifenflicker angesiedelt hat. Nun, der hat bei der Strecke sicherlich sein Auskommen!
Den geflickten Reifen durften wir erst nach 12 Stunden zurück wechseln, da sich sonst der Flicken verschieben könnte. Mit dem Ersatzreifen weiter zu fahren war dann aber vielleicht doch nicht so eine gute Idee, denn auf dem Weg in das nächste Seitental... der zweite Patsch'n. Da wir ja den geflickten Reifen noch nicht wechseln sollten, blieb uns gar nichts anderes übrig als an Ort und Stelle unser Camp aufzuschlagen. Hätte blöder kommen können, doch wir waren an einem wunderschönen Platzerl gelandet und so wurden erstmal die Heißgetränke zubereitet und Kuchen gegessen.
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Roadhouse, Gibb River Road |
Den geflickten Reifen durften wir erst nach 12 Stunden zurück wechseln, da sich sonst der Flicken verschieben könnte. Mit dem Ersatzreifen weiter zu fahren war dann aber vielleicht doch nicht so eine gute Idee, denn auf dem Weg in das nächste Seitental... der zweite Patsch'n. Da wir ja den geflickten Reifen noch nicht wechseln sollten, blieb uns gar nichts anderes übrig als an Ort und Stelle unser Camp aufzuschlagen. Hätte blöder kommen können, doch wir waren an einem wunderschönen Platzerl gelandet und so wurden erstmal die Heißgetränke zubereitet und Kuchen gegessen.
Am nächsten Tag beschlossen wir nach dem Reifenwechsel – Bernie bekam schon Übung drin – keine weiteren Abstecher in Seitentäler mehr zu machen und zu sehen, dass wir da heil raus kommen; das zweite Roadhouse hatten wir schon längst hinter uns gelassen und befanden uns so ziemlich in der Mitte der Strecke. Die Straße war für unser Empfinden keineswegs in gutem Zustand: mit Schlaglöchern versehen und vielen Rillen versehen hüpften und schaukelten wir mit 50km/h wir entlang und das Auto klapperte, das es einem leid tun konnte. Teilweise hielt ich die Türe fest weil es so laut schepperte das ich befürchtete, sie könne abfallen! Irgendwann fiel dann die Sonnenblende ab: von der Vibration hatten sich die Schrauben gelöst. Die waren schnell wieder alle nachgezogen und ich scherzte noch dass es mich wundern würde, wenn das das Einzige sein sollte, was abfalle.
Hätte ich mal nicht sagen sollen, denn ein paar Kilometer weiter stellten wir fest, dass es die Auspuffaufhängung abgerissen hatte. Nun ja, so waren wir zwar etwas lauter, in unserem Vorwärtskommen aber nicht gehindert. Das änderte sich ein paar weitere Kilometer weiter, als wir den dritten Patsch'n hatten... Wer mitgezählt hat weiß nun, dass wir nur noch drei lochfreie Reifen hatten und das reicht dann doch nicht.
Wir sprachen beide erstmal gar nichts – es bedurfte auch nicht vieler Worte: uns beiden war klar, dass wir nun ein Riesenproblem hatten. Ende der Saison waren nicht mehr viele Leute unterwegs und die zwei Autos, die wir gestern gesehen hatten, waren bereits an uns vorbei gedüst. Und die paar Farmen, die es in dem Gebiet gab waren irgendwo... und die Temperatur ging schon wieder Richtung 40°C, doch zum Glück war es bewölkt. Einer von uns würde beim Auto bleiben müssen und mit zwei kaputten Reifen beladen mit dem erstbesten Fahrzeug mitfahren, wohin es auch fährt. Diese reparieren lassen und dann hoffen, wieder zum Auto zurück zu kommen so lange es noch möglich und die Straße offen ist. Die Lage war ziemlich prekär!
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Bernie und der Reifen |
Wir sprachen beide erstmal gar nichts – es bedurfte auch nicht vieler Worte: uns beiden war klar, dass wir nun ein Riesenproblem hatten. Ende der Saison waren nicht mehr viele Leute unterwegs und die zwei Autos, die wir gestern gesehen hatten, waren bereits an uns vorbei gedüst. Und die paar Farmen, die es in dem Gebiet gab waren irgendwo... und die Temperatur ging schon wieder Richtung 40°C, doch zum Glück war es bewölkt. Einer von uns würde beim Auto bleiben müssen und mit zwei kaputten Reifen beladen mit dem erstbesten Fahrzeug mitfahren, wohin es auch fährt. Diese reparieren lassen und dann hoffen, wieder zum Auto zurück zu kommen so lange es noch möglich und die Straße offen ist. Die Lage war ziemlich prekär!
Doch wir hatten einen Schutzengel und der kam in Gestalt eines Australiers, der so ziemlich alles dabei hatte, was man brauchen kann, wenn man im Outback unterwegs ist. Ohne lange zu fackeln holte er sein Reifenflickzeug und seinen Kompressor heraus und machte sich ans Werk. Als mir vor so viel Glück und unkomplizierter Hilfsbereitschaft die Tränen in die Augen stiegen merkte ich erst, wie angespannt ich gewesen war. Die Löcher ließen sich nicht zur Gänze flicken, also bot Glen an hinter uns im Konvoi zu fahren. Seine deutsche Freundin klärte uns dann noch auf, dass wir in ein paar Stunden den Pentecost Fluss erreicht haben sollten, da hinter uns eine Schlechtwetterfront sei. Und wenn es so richtig zu regnen beginne, dann säßen wir fest. Also los! Weiter auf der Rüttelpiste und immer den Reifen im Auge behalten, ob denn auch die Luft hält. Adrenalin und Müsliriegel hielten uns hellwach, ebenso die ersten Regenschauer, die über uns herein brachen.
Dann sind wir da, am Fluss, der voll mit Salzwasserkrokodilen ist und ca. 100m breit. Oh mein Goooott!!! Die Durchfahrt ist auch nicht betoniert, wie das bei größeren Flussdurchfahrten oft der Fall ist und wir schaukeln von einem Stein zum anderen. Nach ¾ der Strecke merkt der Bernie, wie uns schon wieder bei einem Reifen die Luft auszugehen beginnt.
Doch wir schaffen es auf die andere Seite, wo wir von den dreien lachend in Empfang genommen werden. Glen kann es erst gar nicht glauben, dass wir einen vierten Patsch'n haben sollen, rückt aber dann gleich wieder mit seinem Flickzeug an.
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Unsere Retter! Bernd, Ute und Glen mit Bernie |
Seit dieser Fahrt sind wir so richtig in Australien angekommen, die ungezähmte Wildheit dieses großen Landes hat uns gepackt, aber auch Respekt eingeflößt.
Hallo Susi und Bernd,
AntwortenLöschendass das so ein Abenteuer wird, hätte ich ja nicht gedacht. Zu Fuß oder mit dem Radl muss man da wohl schon ziemlich zäh sein?
Viel Spaß euch noch
Euer
Which