Wüste und Opale, Koalas und eine stürmische Küste - South Australia


Der Tag, an dem wir die Grenze zu South Australia überquerten, sollte einer der heißesten unserer Reise werden. Normalerweise hätten wir uns am Nachmittag ein schönes Platzerl zum Übernachten gesucht, doch 44°C im Schatten und heißer, stürmischer Wind, der uns das Gefühl gab, in einem Umluftofen zu stehen, ließen uns schnell wieder den Schutz des Autos und der Klimaanlage – gelobt sei sie! - suchen. 
Etwas später gab es dann einen enormen Regenguss, der von dem gleichen, heftigen Wind heran getrieben wurde, und den wir im Schutz eines Roadhouses verbrachten. Dabei dachten wir an unseren indianischen Freund und hofften, dass er von seinem Vorhaben abgelassen hatte, mit seinem 2WD Ford die off-road-Strecke nach Oonadatta zu nehmen. (Erst Wochen später sollte es uns wieder gelingen, Kontakt mit ihm aufzunehmen: dabei erfuhren wir, dass er genau das gemacht hatte und im Schlamm stecken geblieben war. Das wiederum hatte bei ihm zu einem sehr spirituellen Erlebnis geführt – nun, ganz allein in der Wüste und inmobil, ist das sehr gut nachvollziehbar!)

    
Zwischen den Regengüssen
Als die Sonne wieder hervor kam, machten wir uns wieder auf den Weg und fanden eine Stunde vor Sonnenuntergang unseren Rastplatz. Von Westen kam bereits wieder eine dunkle Wolkenfront auf uns zu, die jedoch noch ein gutes Stück entfernt schien, so dass der Bernie begann, unsere Plane über das Auto zu spannen, damit wir auch bei Regen die Fenster offen lassen könnten und etwas Luft bekommen. Doch wir hatten nicht mit der Windgeschwindigkeit gerechnet, welche die Wolken vor sich her trieb! 

Binnen Minuten – ich hatte gerade zum kochen begonnen – ist der Sturm da, welcher den Sand aufwirbelt der uns sofort komplett bedeckt, in Augen und Ohren geblasen wird. Dann kommt auch schon der Regen heran gepeitscht: mit dem Sand vermischt werden wir quasi sandgestrahlt. Da heißt es nur noch geschwind in Sicherheit zu bringen was geht, damit es nicht davon geblasen wird und wir springen ins Auto. Dieses wird vom Wind hin und her geschüttelt, die noch nicht ganz befestigte Plane schlägt hart auf das Autodach und und wir liegen außer Atem und völlig dreckig auf der Matratze, zu gleichermaßen schockiert und fasziniert von der Naturgewalt. 
Nach 10 Minuten ist das Gröbste wieder vorbei und wir wagen uns wieder hinaus. Die Plane ist zerrissen, einige Teile unserer Ausrüstung hat der Wind verzerrt, doch ich kann alles wieder finden; schließlich kochen wir auch noch fertig und es schmeckt wunderbar! Dann kommen die Mücken... Was mich immer wieder gewundert hat: wie gibt es das, dass in den trockensten Gegenden der Welt diese Plagegeister brüten können?! Was für ein Tag!

Unsere nächste Station war Coober Pedy, die weltweite Opal-Hauptstadt – so sagen sie zumindest. Da die Stadt fast ausschließlich aus Opal-Geschäften besteht, in denen Steine im Wert von Millionen Dollar liegen, ist das auch leicht zu glauben! Bis vor ca. 20 Jahren, so wurde uns erzählt, gab es in der Stadt kaum überirdische Gebäude: aufgrund der großen Hitze – im Sommer hat es in der Region um die 50°C – sind sämtliche Wohnhäuser in den Fels gebaut, wo die Raumtemperatur dann übers Jahr hindurch angenehme 25°C hat. 

Unterirdische Kirche in Coober Pedy
 
Die Versuchung, mit dem Stein das große Glück zu finden, ist durchaus mit dem Goldrausch vergleichbar, und so gibt es auch in Coober Pedy viele Geschichten von Menschen, die durch einen Fund sehr reich geworden sind. Und von denen, die seit Jahrzehnten auf der Suche nach der Opalader sind und gerade so ihre Existenz sichern können. Im Gespräch mit einem Ladenbesitzer erfuhr ich dann auch, dass der gestrige Sturm in der Wüste eine Windgeschwindigkeit von 102 km/h gehabt hatte – ganz normal für die Gegend...

Da auch am nächsten Morgen der Himmel wieder voller dunkler Wolken hing, machten wir uns schnurstracks weiter auf den Weg Richtung Süden, da es in der Regenzeit auch in der Wüste sein kann, dass der geteerte Stuart Highway – die Hauptverbindung zwischen Adelaide und Darwin - überflutet und unpassierbar wird!

Im südlichen South Australia angekommen genossen wir die angenehmen Temperaturen um die 25°C tagsüber, und am Abend wärmten wir uns am flackernden Lagerfeuer. 
Fantastische Bäume in der Warren Gorge
In der Warren Gorge hatten wir ein traumhaftes Platzerl gefunden, wo wir einige Tage campierten und die einzigen Menschen waren. 
In der Dämmerung kamen die Kängurus ziemlich nah heran und wir konnten auch die gelbfüssigen Wallabies sichten, die allerdings extrem scheu sind. Wandern, kochen, SEIN, genießen – die Tage gingen schnell vorbei. 



Nach so vielen Wochen in der Wüste freuten wir uns dann aber auch wieder aufs Meer und fuhren die Küste hinab Richtung Port Lincoln, wo es nah beieinander gleich zwei Nationalparks gibt. Leider war dem Wetter noch nicht bewusst, dass es im Dezember australischer Sommer ist, und so fegte ein kalter Wind die Strände entlang, der direkt von der Antarktis zu blasen schien. 
Kaaaaalt!!


Eingemummelt in sämtliche Schichten trotzten wir der Kälte und krochen am Abend dennoch durch gefroren und mit Wollunterwäsche und -socken unter den Daunenschlafsack.





Ein – wenn nicht DAS – Highlight unseres South Australia Aufenthalts war der Besuch der Mikkira Station, eine Farm wo in den 60er Jahren Koalas angesiedelt wurden. Diese putzigen Pelzknäuel sind in der Natur sonst recht schwer zu sichten, doch auf Mikkira gibt es so viele, das wir aus der Entzückung gar nicht mehr heraus kamen. Was sich in 200 Bildern in einem 24-stündigen Aufenthalt niederschlug... Sie sind einfach soooo goldig!!


Was so gar nicht zu ihrer niedlichen Erscheinung passt, sind allerdings die Töne, die sie von sich geben: den Kopf weit zurück in den Nacken geworfen röhren sie in einer Lautstärke, die einem brünftigen Hirschen ebenbürtig und sehr ähnlich ist.

Dann ging es in den Coffin Bay Nationalpark, der aus einem großen Sandhaufen und vielen kleinen Buchten besteht, d.h. es gibt nur am Anfang ein Stück geteerte Straße, der Rest ist alles off-road auf mehr oder weniger tiefem Sand – wie ein großer Abenteuerspielplatz für große Jungs! Beim hineinfahren hatten wir noch zu viel Luft in den Reifen, d.h. der Bernie musste die steilen Kurven mit sehr viel Schwung nehmen, damit wir nicht stecken blieben, was dem Ganzen ein gewisses Rallye Paris-Dakar Gefühl gab. 
Am 11 Mile Beach
Ein Teil des Weges führt über den 11 Mile Beach, wo man ein wenig die Gezeiten im Auge haben soll, damit das keine Wasserdurchfahrt wird!
Einmal konnten wir sogar schwimmen gehen, war zwar noch ein bisschen frisch, aber dennoch traumhaft.

Der weitere Weg die Küste entlang blieb stürmisch, mit gelegentlichem Regen und kühlen Temperaturen. Kurz vor Streaky Bay hatten wir die Gelegenheit, eine Kolonie Seelöwen zu beobachten, die sich in der Sonne aufwärmten und vom jagen erholten. Doch diese Jäger sind die Leibspeise eines anderen – des weißen Hais! Und von denen gibt es in der Gegend mehr als genug, wir sahen ein Foto eines 6m großen Exemplars... <schauder> Dann kam die Sonne wieder heraus und als wir so richtig Lust aufs Schwimmen bekamen, wunderten wir uns über die großen, käfigartigen Einzäunungen beim Steg.

Hm, für welche Meeresbe-wohner würde das wohl gedacht sein? Einen Ort weiter sahen wir dann, wie sich allerhand Kinder und Jugendliche in der Umzäunung tummelten und dann waren wir wieder schlauer: die „Käfige“ sind nicht dazu da, damit irgendein Getier nicht heraus kommt, sondern haisichere Schwimmgehege im Meer, damit die „great whites“, wie sie hier genannt werden, nicht hinein kommen!
Das kühle Nass verlor für uns dann erst einmal seine Anziehungskraft...

Unsere Fahrt führte uns nun immer Richtung Westen, unserem Ausgangspunkt Perth entgegen, welches auch das Endziel unseres Australien-Trips sein sollte. Dazwischen liegt jedoch die Nullarbor Plain, eine – wie der Name schon sagt – baumlose Halbwüste, die sich von West nach Ost über 1.100 km erstreckt. Bevor wir uns dazu aufmachten, die Nullarbor zu durchqueren, hieß es nochmal Proviant aufstocken, Tank und Benzinkanister auffüllen, denn auf der Route gibt es keine Ortschaften nur alle 200-300 km kommen die Roadhouses, bei denen man tanken, schlafen und essen kann. 
Beginn der Nullarbor Plain
Wie wir feststellen sollten, gibt es dort nicht einmal Farmen und das, obwohl wir sonst in den abgelegensten und unwirtlichsten Gegenden Australiens welche gesehen hatte – das letzte Indiz für eine sehr einsame Gegend!

Bei einem Abstecher zu den Bunda Cliffs, die zum Nullarbor Nationalpark gehören, machte uns ein Australier beiläufig darauf aufmerksam, dass soeben eine „brown snake“ direkt bei unserem Picknick-Tisch vorbei gekrochen sei – wir konnten noch die Spuren im Sand sehen – und alle „brown snakes“ sind giftig! Wer weiß, wie oft es das Schicksal auf der Reise mit uns gut gemeint hat...
Bunda Cliffs
Mitten in der Nullarbor taucht die Grenzstation zu Western Australia auf – good-bye Opale und Koalas: Perth wir kommen!

Nun ja, aber ein Koala zum Schluss muss einfach noch sein:



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