Auf einen kurzen Sprung ans Ende der Welt – West Timor

Die Sirimau (aus der Flotte der staatlichen Schifffahrtsgesellschaft Pelni) lief pünktlich gegen 6 Uhr morgens in die Bucht von Kalabahi ein.
Eine große Menschenmasse stand leicht drängelnd an, doch im Großen und Ganzen ging es sehr ruhig ab. Und wenn mal ein schwarzes Schaf geortet wurde mahnten sich die Leute gegenseitig, geduldig zu sein um Panik zu vermeiden. Wir waren sehr froh, dass es noch so früh am Morgen war: die Sonne brannte schon so stark vom Himmel, dass uns der Schweiß in Strömen hinunter lief – kaum vorstellbar, was für eine Hitze es in ein paar Stunden haben würde. 
Trotz des irren Andrangs waren wir nach nicht mal einer ¾ Stunde auch schon auf dem Schiff und liefen kurz darauf aus dem Hafen aus – sampai jumpa, Alor!

Bernie kam auf die geniale Idee, seine Hängematte auf zu spannen, welche von den Einheimischen neugierig kichernd beäugt wurde.
Ich hingegen betrachtete interessiert die anderen Mitreisenden: so viele coole Jugendliche, wie auf dem Schiff nach Kupang, hatte ich in ganz Nusa Tenggara nicht gesehen! Gegelte Haare, teilweise zum Iro hoch frisiert, stachlige Stecker in den Ohren, verkehrt rum aufgesetzte Baseball-Kapperl und tiefhängende Hosen vervollkommnen das Bild vom indonesischen Hiphopper.

Am Nachmittag, als es gerade begann etwas fad zu werden und die Zeit gar nicht mehr vergehen wollte, tauchten neben dem Schiff silbrig-glänzende Rücken aus dem Wasser: eine große Schule lumba-lumba (Delfine) hatte sich dazu entschlossen uns ein Stück zu begleiten - was für eine Freude! 30-40 Tiere schwammen an der Sirimau entlang, einige sprangen mit dem ganzen Körper aus dem Wasser, einmal sogar zwei Tiere parallel – eine geplante Show in einem Wasserpark ist nichts dagegen, unvergessliche Momente.

Bis zu unserem Rückflug nach Bali blieben uns nur ein paar Tage auf Timor, die wir nutzen wollten, um die östlichste Insel Nusa Tenggaras zumindest ein bisschen kennen zu lernen. Auf der Fahrt ins hochgelegene Soe mussten wir feststellen, dass wir die kleine Spazierfahrt in die Sommerfrische mal wieder völlig unterschätzt hatten: die Straße wand sich hinauf und dann wieder hinab und dann wieder hinauf und letztendlich waren wir für die 180km auch wieder fünf Stunden unterwegs...
Die Landschaft unterschied sich in ihrer Kargheit sehr von den vorherigen Inseln und kündete von der Nähe zu Australien – ein erstes Zeichen?

Um die Wette bellende Hunde und ein engagierter Muezzin ließen die Nacht in „Nope's Royal Homestay“ mal wieder kurz werden. Unsere Hoffnungen deswegen auf ein königliches Frühstück zu setzen, wäre aber dennoch ein wenig vermessen gewesen!
In den kühlen Morgenstunden machten wir uns mit einem geliehenen Moped auf Erkundungstour und kamen nach einigen Kilometern zu einem lokalen Wochenmarkt – den mussten wir uns genauer anschauen! Auch wenn der Bernie an sich nicht so auf Märkte steht, ein ursprünglicher Markttag im Hochland Timors, dafür war sogar er zu begeistern. 

Langsamen Schrittes und mit viel Lächeln machten wir uns auf den Weg, vorsichtig, um die Menschen nicht zu verschrecken. Doch umgehend tauchten Verkäufer auf, die ihre uns schöne Sachen anboten: Kalkbehälter aus Bambus und Kürbiskalebassen, geschnitzte Figuren aus Holz, wunderschöne, mit Silber beschlagene Kämme aus Horn und silberne Armreife aber auch auch mit Perlen bestickte Taschen und Betelnussbehälter. Wohlgemerkt alles Alltagsgegenstände, wie beim umherschweifen feststellen konnte!

ungeröstete Kaffeebohnen
Ohne eine der wunderschönen Perlentaschen konnte ich den Markt nicht verlassen doch die alte Frau, die sie verkaufte, sprach kein Bahasa Indonesia sondern nur Uab Meto, die lokale Sprache Timors! Doch schnell waren auch die anderen Verkäufer bei der Stelle als sie mein Interesse sahen und einer bot sich an, zwischen mir und der alten Frau zu dolmetschen. Mit wohlwollenden Blicken betrachteten die anderen die Verkaufsverhandlungen und akzeptierten problemlos, dass ich nur bei ihr etwas erstehen wollte.

Dann tauchten wir in die Menschenmenge und tiefer in den Markt ein, der unterhalb einer Kirche abgehalten wurde. Die Gesichter, gerade die der älteren Menschen, faszinierten uns erneut, was für eine Vielfalt!
Ein Marktkünstler mit seinem Kreisel, den er kunstvoll auf seinem Zeigefinger, seinem Nasenflügel und auf seiner Stirn kreisen ließ, begann uns zu unterhalten - er war wirklich gut.


Unser Flug nach Denpasar war für den Nachmittag angesetzt, doch da er nur sechs Stunden Verspätung hatte (für Batavia Air gilt das als fast noch pünktlich) wurde es auch nicht für notwendig befunden, die Fluggäste darüber zu informieren. Doch die Indonesier (wir waren die einzigen bule) nahmen es mit der landestypischen Gelassenheit hin und harrten der Dinge. Und wir lernten von ihnen einen neuen Ausdruck: 'itulah', der mit 'so ist es eben' übersetzt werden kann und auf Situationen angewandt wird, die sie nicht ändern können und deswegen so akzeptieren müssen, wie sie eben sind.

Ach wär'n wir doch nur mit Susi Air geflogen!
Endlich kam Bewegung in den Menge - unsere Maschine war gelandet! Beim Boarden wurde es nochmal originell, als wir die Reihe 26 zu suchen begannen, in der sich unsere Plätze befinden sollten. Doch in dem kleinen Flieger gab es nur 25 Reihen!! Und er war richtig voll. Mir egal wie sie das machen aber ich schwor mir, erst wieder in Denpasar aus dem Flugzeug auszusteigen... Doch die Stewardessen wurden schnell fündig und platzierten uns auf die letzten zwei freien Plätze in der dritten Reihe – uff!

Damit ging unsere Reise durch Nusa Tenggara zu Ende: ein kleiner Fleck auf der Landkarte oder dem Globus, doch besteht es aus so vielen Inseln und Volksgruppen, die jede ihre ureigene Sprache haben – und wieder haben wir nur einen Bruchteil davon gesehen! Ein gutes Beispiel für die unglaubliche Vielfalt Indonesiens an Natur, Ethnien und Kultur, kaum zu begreifen.

Die Menschen waren überwältigend freundlich und herzlich und wir fühlten uns in der Region sehr wohl. Von den Straßen habe ich wohl genug berichtet und das Essen wurde immer schlechter, je weiter wir nach Osten kamen. Teilweise überlegten wir uns beim Anblick vor fett triefender, kalter Eier und undefinierbaren Fleisches – Gemüse, no have - ob wir wirklich Hunger haben.

Es war anstrengend und es war wunderschön, einige Inseln würden wir gerne wieder sehen, aber die ganze Strecke noch mal mit Bus und Schiff – nein danke!

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