Ninette und ich besuchten gleich am ersten Abend eine Tanzveranstaltung und waren von der Anmut und Grazie der Darbietenden begeistert! Am nächsten Morgen, nach einem schönen Frühstück, waren Bernie und ich voller Tatendrang und gingen auf Erkundungstour. Unsere Straße (gen Norden) endete bald, ging in Wald über und kurz darauf gelangten wir zu den Reisfeldern. Die kleinen Wege dazwischen waren von Palmen gesäumt, durch die der Wind strich und die einen kleinen Schatten für uns abgaben, in der Ferne erblickten wir Vulkane mit Wolken verhangenen Gipfeln. Immer wieder kamen wir an Schreinen vorbei, an denen die täglichen Opfergaben dar gebracht werden, ab und zu begegnete uns ein Bauer mit Grasbüscheln beladen. Am Nachmittag machte ich mir ein erstes Bild von den Shopping Möglichkeiten Ubuds und stellte überrascht fest, dass die meisten Händler trotz low business erfreulich unaufdringlich waren.
Zu meinen absoluten Highlights des Bali-Aufenthalts gehören aber auf jeden Fall die treatments im 'Zen-Bali-Spa' – soo gut! Es ist ein kleines Spa, schlicht gehalten (darum ‚Zen‘, gelle?), aber mit schönen, kräftigen Farben. Der Gang zu den Massage-Räumen ist ein Wasserbecken in dem Fische schwimmen und in dem Steine zum darauf gehen eingesetzt sind. Die Räume selbst sind luftig, es läuft leise Meditationsmusik und in den Boden ist eine Badewanne eingelassen.
Das erste Mal genoss ich ein mandi lulur: erst eine Massage, mit einem Akupressur ähnlichen Part, wo die Muskeln wohl gelockert werden sollen, danach die eigentliche Massage mit Öl. Anschließend ein Ganzkörper-Peeling mit einer rauhen, aber wohl duftenden Mischung wobei die Haut danach wieder mit einer Joghurt-Paste besänftigt und verwöhnt wird. Nach ca. 1 Std. ging es nach einer Dusche ins warme Blütenbad, in dessen Wasser auch ein paar Tropfen ätherischen Öls gegeben worden waren. Ich kam mir vor wie eine Prinzessin aus 1001 Nacht, es war ganz wunderbar! Und als ich eh schon so glücklich war, kam meine Masseurin mit einem Tablett wieder um mir frische Früchte und Ingwertee zu bringen... Ihr glaubt mir nun bestimmt wenn ich Euch sage, nach so einer Behandlung kann man gar nicht anders als entspannt lächeln und 10cm über dem Boden schweben! (www.zenbalispa.com)
Es war ein richtig guter Platz zum ankommen, aber da für meinen Liebsten eine noch so schöne Stadt eben doch "nur" eine Stadt ist, und er weder bezaubernden Tanzveranstaltungen noch den schönsten Shops etwas abgewinnen kann, hieß es für uns sich um ein nettes Plätzchen am Meer Ausschau zu halten.
Auf einer Moped-Tagestour hatten wir schon einen Teil der Insel erkundet, waren vorbei am Danau Batur (Batur-See) in den Bergen hinunter nach Tejakula gefahren und dann die ganze Ost-Küste hinab nach Padangbai. Dennoch: das richtige Plätzchen für uns zum Abhängen wollte sich einfach nicht finden lassen. Kuta ist nicht unser Ding, was wir von Lovina gehört hatten war auch nicht überzeugend, also waren wir auf der Suche nach einer Alternative. Amed klang viel versprechend, ein nettes Fischerdorf sollte es sein, aber als wir dort ankamen, war ich doch wieder enttäuscht: die Leute dort hatten das große Geld geschnuppert als die ersten begeisterten Westler in ihr Dorf kamen und schnell ein paar hässliche Häuser hingestellt, ein paar Tauchshops und Souvenirgeschäfte eröffnet. Padangbai war nett, wir waren jedoch auf der Suche nach etwas ruhigerem – zudem fährt von dort die Fähre nach Lombok und so hätte ich jeden Tag die Sehnsucht weiter zu reisen vor der Nase gehabt... Müde, ratlos und etwas enttäuscht kamen wir spät abends nach Ubud zurück. Am nächsten Morgen kamen wir noch mal mit einem älteren Schweizer Paar zu sprechen, die schon seit Jahrzehnten nach Bali kommen (und auch den Rest Südostasiens bereisen und das mit über 70 - echt coole Oldies!). Diese gaben uns dann den Tipp es doch mit 'Pondok Vienna Beach' (keine Ahnung, wie die auf Wien kommen!) oder 'Good Karma' Bungalows zu versuchen, beides südlich von Amed, direkt am Strand. Wieder frohen Mutes machten wir und mit Wayan Retig (!), den wir für diesen Tag als Fahrer engagiert hatten, auf den Weg. Die erste Anlage gefiel mir überhaupt nicht, die Bungalows an den Strand gedrängt und dann auch noch schleimige Typen – in der Beziehung bin ich ja sehr empfindlich... Mit einem Seufzer und wenig Rest-Hoffnung, doch noch etwas geeignetes für uns zu finden, stiegen wir wieder zu Wayan in den Wagen und folgten weiter der kurvigen Küstenstraße zu 'Good Karma'. Als wir dort ankamen war mir gleich klar: das ist es! Gemütliche Bungalows direkt am Meer (zu diesem Zeitpunkt dachte man noch nicht über Tsunamis nach...), großzügig auf dem Gelände verteilt dazu ein Restaurant mit richtigen Tischen und Stühlen, aber auch mit der von mir (wenn auch nicht von Bernie – hihi) bevorzugten Plattform, auf der man im Schneidersitz an niedrigen Tischen speist oder sonst irgend wie herumflakt. Doch ich gebe zu, auch mir schlafen manchmal die Beine ein! Vor allem wenn man nette Leute kennen lernt und anstatt nur frühstücken zu gehen – wie man es eigentlich vor hatte - stundenlang im Restaurant hängen bleibt weil man sich prächtig versteht und unterhält – aah, und das ist genau das, was ich am Reisen so liebe! Weil wir ja diesmal nicht so aufs Geld schauen brauchten, nahmen wir uns einen der Family-Bungalows, mit großer Veranda und genug Platz für 2 Hängematten, einem kleinen ersten Stock/Empore, wo auch noch ein Bett war und von wo aus wir einen herrlichen Blick über die Palmen aufs Meer hatten und einem Open-Air-Badezimmer. Nach 2 Tagen lernten wir eine nette Thai-Austria connection kennen und verbrachten viel Zeit mit Kiang und Gerald in o.g. Restaurant.
Nach ein paar Tagen des Abhängens mieteten wir uns noch mal ein Moped um den Osten der Insel etwas genauer zu erkunden. Auch hier wieder viele, viele Reisterrassenfelder und kleine, vom Tourismus unberührte Dörfer. Am Nachmittag kamen wir an einem offenen, nur überdachten Arbeitsplatz vorbei, an dem ein paar Männer Ikat-Stoff herstellen. Obwohl ich schon öfter darüber gelesen hatte, hatte ich doch nie so recht kapiert, wie das gehen sollte - so freute ich mich sehr, nun endlich mal die Gelegenheit zu haben, mir das aus der Nähe anzusehen! Beim Ikat werden die Fäden bevor sie zu einem Stück Stoff verwebt werden jeweils an den Stellen, an denen das Muster entstehen soll, gefärbt. Dafür werden die Fäden auf einen Rahmen gespannt, die Stellen, auf die keine Farbe kommen soll, mit Plastikstreifen abgebunden und anschließend in ein Farbbad getaucht. Die Fäden müssen dann trocknen, werden wieder aufgespannt und so weiter, bis alle Farben an Ort und Stelle sind. Ganz zum Schluss wird der Stoff einfach gewebt und durch die gefärbten Fäden entstehen die gewünschten Muster. Das ist eine enorm aufwendige Arbeit und der Preis, den sie mir auf Anfrage für ein fertiges Stück nannten, lächerlich, ca. 10 Euro. Die Männer waren sehr freundlich, erklärten mir bereitwillig die verschiedenen Arbeitsschritte und waren auch dem fotografieren nicht abgeneigt. Einen Versuch uns etwas zu verkaufen, machten sie übrigens nicht!
Wieder a wengerl g’scheider fuhren wir weiter, und nahmen auf dem Rückweg die Küstenstraße von Ujung nach Selang. Es war schon früher Abend, als wir in die Berge hinauf fuhren. Auf der Karte sah es mal wieder gar nicht so weit aus, aber auf der Straße, die sich in unzähligen Kurven am Berg entlang schmiegt und wo keine Brücke den Weg verkürzt werden die paar Kilometer Luftlinie zu einer kleinen Expedition! Die Straße führte uns weg von der Küste, ein Stück hinein ins Landesinnere, immer höher hinauf zu Dörfern, die an den Hängen kleben und wo die Menschen weiterhin von Ackerbau und Viehzucht leben. Es dämmerte schon, und somit wurde es Zeit für ein mandi, um sich die Hitze und den Schweiß des Tages abzuwaschen. Da die ärmeren Leute kein fließend Wasser im Haus haben, werden die Flüsse zu großen Badezimmern, aufgeteilt in Bereiche für Männer und Frauen. Wir hatten einige Flüsse zu überqueren, wobei die Straße direkt über den Fluss geht, die Flussbetten sind auf diesem Stück nur mit etwas Beton aufgefüllt, wohl damit es nicht so rumpelt, und der größere Teil des Wasser wird darunter durch geleitet, so dass schon eine Art Brücke entsteht, aber eben immer noch mit Wasser drauf. Die Menschen standen also im Fluss, direkt neben der Straße, ganz oder teilweise nackig und grüßten uns ganz unbekümmert, riefen uns in Scharen und fröhlich lachend ‚hello, hello‘ zu. Die Sonne war bereits am untergehen, als sich die Straße endlich wieder dem Meer zu wandte.
Am übernächsten Tag machten wir uns wieder auf den Weg nach Ubud, mit einem sehr netten Fahrer, von Kopf bis Fuß tätowiert, auf der Nasenwurzel ein Fragezeichen, um den Hals einen Stacheldraht um nur ein paar zu nennen, und absolut herzig. In Ubud wollte ich nochmal kräftig meinen shopping-Gelüsten nachkommen aber auch noch ein paar mal das Zen Bali Spa aufsuchen. Mittlerweile regnete es kaum noch, im Gegensatz dazu war es tagsüber schon ziemlich heiß. Nach durchstöbern des Marktes stoppte ich ein Motorradtaxi, um mich zu einem Geschäft fahren zu lassen, welches sich auf geniale Hängematten aus Fallschirmseide spezialisiert hat. Als der junge Fahrer bereits neben mir zum stehen gekommen war, viel mir erst auf, dass ich ja meinen engen Jeansrock an hatte und mir nichts anderes übrig bleiben würde, als im Damensitz Platz zu nehmen. Mein Fahrer beschwichtigte mich, meinte ,tidak apa-apa, tidak masalah‘ (‚macht nichts, kein Problem‘) und dass er vorsichtig fahren würde. In einem Stück und wieder um eine Erfahrung reicher kam ich an und begann meine Einkäufe... In und um Ubud herum werden in kleinen Familienbetrieben und in Handarbeit all die Sachen hergestellt, die bei uns auf Festivals oder gar in Einrichtungshäusern verkauft werden: Räucherstäbchen und –halter, Schnitzwaren, Muschellampen, Perlmuttvorhänge, bunte Fisch-Mobile, Reispapierlampen, Bambuswindspiele, um nur einige zu nennen. Nach ein paar Stunden waren auch meine Einkaufsgelüste befriedigt und nach einer Coke an einem kleinen Kiosk und einer gemütlichen Unterhaltung mit einem jungen Shopbesitzer (der mir auch nichts aufzudrängen versuchte) ging ich langsam zurück Richtung Ubud, immer nach einem bemo (Minibus) oder einem Motorradtaxi Ausschau haltend, aber es herrschte totale Flaute. Es wurde mir zu blöd und ich beschloss zu stoppen und das erste Auto, ein kleiner Pritschenlieferwagen, hielt auch gleich an. Ich unterhielt mich mit dem Fahrer auf indonesisch, Familienstand, Kinder, etc. , was halt wichtig ist. So erfuhr ich auch, dass er auf dem Weg nach Mas war, und er, wo ich ungefähr wohnte. Ohne groß Aufhebens oder viele Worte zu machen, fuhr er mich ganz in die Nähe unseres Guesthouses – dass er für mich einen Umweg in die Stadt genommen hatte, obwohl er eigentlich nur hätte gerade aus fahren müssen, wurde mir erst bewusst, als ich ihn in die Richtung davon fahren sah, aus der wir gerade gekommen waren. Gerührt legte ich die letzten Meter zu Fuß zurück und kam zu dem gleichen Schluss wie Klaus Schubert, der über seinen Besuch 1984 in Bali festhält: "Dagegen sind wir immer wieder überrascht, wie freundlich die Balinesen uns Ausländern begegnen. Und das, obwohl Bali wohl eines der ältesten Fernziele für organisierten Gruppentourismus ist." (Wer was von wirklichen und sympathischen Abenteurern lesen will, dem sei "Abgefahren – in 16 Jahren um die Welt" – übrigens mit 2 XT500 – empfohlen!)
Die nahende Abreise stimmte mich traurig und konnte auch nicht mit Einkäufen kompensiert werden. Bei einem weiteren Besuch in ‚meinem‘ Spa lockerte die Massage erst meinen Körper, dann meine Seele und ein paar Tränen tropften auf die Hibiskusblüten unter mir. Meiner betroffen wirkenden Masseurin erklärte ich, dass unser Urlaub zu Ende sei und ich so traurig, von hier weg zu müssen. Sie tröstete mich mit den Worten, ich könne ja wieder kommen... Und war habe ich für ein Glück, das kann ich ja tatsächlich!
In der ganzen Zeit, die wir auf Bali verbrachten, bereiteten sich die Menschen auf Nyepi vor, das balinesische Neujahrsfest. Jeden Tag fanden verschiedene Zeremonien an unterschiedlichen Plätzen auf der Insel statt, festlich gekleidete Familien machten sich jeden Tag mit hoch aufgetürmten Essenspyramiden (Obst, Kuchen und a Brathenderl darf auch dabei sein) auf dem Kopf getragen auf den Weg in den Tempel, eine wahre Pracht. Wir reisten einen Tag vor Nyepi ab, die festliche Stimmung war auf ihrem Höhepunkt. Ich ging noch mal zum Markt, um ein paar Opferblumen zu kaufen und die Plätze waren voll mit diesen schönen Menschen, es spielte Gamelan-Musik, die Stimmung war friedlich und festlich und als ich meine Blicke sehnsuchtsvoll und schwermütig über die Menge schweifen ließ, lächelten mir einige Menschen zu, als wollten sie mich aufheitern...
Wieder hatten wir einen netten jungen Taxifahrer, der uns zum Flughafen brachte und der für mich noch bei einem warung anhielt, damit ich mir ein letztes mal ein original indonesisches Essen bei einer netten muslimischen Ibu (Mutter) besorgen konnte. Wir waren natürlich wieder viiieeel zu früh da, wie immer wenn ich mit Bernie fliege. Draußen suchten wir uns ein einigermaßen gemütliches Platzerl und ich begann vor den Augen der überraschten Indonesier mit den Händen meinen Reis mit Gemüse und Hähnchen zu essen, das brauchte ich zum Abschluss einfach.
Das war’s soweit. Es war schön, ich freue mich aufs nächste Mal in Indonesien, dann vielleicht mit etwas weniger Regen und trockeneren Betten.
Sampai jumpa (Bis bald), Su
PS.: Ich fuhr dann übrigens noch öfter im Damensitz Motorradtaxi und konnte mich schon bald ohne festzuhalten mit in die Kurve legen
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